Sie sind hier: Archiv » 

Trauer: Rede des Präsidenten, Michael Burkert, anlässlich der Trauerfeierlichkeiten in Saarbrücken

Rede des Präsidenten des Roten Kreuzes im Saarland, Michael Burkert,  anlässlich der Trauerfeiern des verstorbenen DRK-Mitarbeiters Musaab Al-Tuwaijari.

 

Sperrfrist: Montag, 12. Juni 2017, 14.30 Uhr  

 

 

Es gilt das gesprochene Wort!

 

1.6.87-7.6.2017

 

Seit dem 7. Juni 2017 hat sich die

 

Welt für uns verändert.

 

Wir sind heute zusammengekommen

 

zu Gedenken an Musaab Al-Tuwaijari.

 

unsere grenzenloses Trauer über seinen Tod ermordet im Dienst an der Menschlichkeit. Die Eltern, die Familie, die ihren geliebten Sohn, Bruder, Freund so heimtückisch verloren haben.

 

Seine Frau, die ihren Mann, den zukünftigen Vater, des gemeinsamen Kindes, nicht mehr an ihrer Seite hat

 

die Mitarbeiter der Beratungsstelle des Roten Kreuzes in Burbach und Lebach die das unbegreifliche erst noch verstehen gar verarbeiten müssen,

 

die Kollegen von Musaab vom Diakonischen Werk an der Saar, die so vieles gemeinsam getan haben

 

die Professoren, Dozenten und Kommilitionen an der Universität, die an ihn mit einer eigenen Gedenkveranstaltung erinnern werden

 

die Kollegen aus den Verwaltungsbehörden des Saarlandes

 

 

und besonders das gesamte Rote Kreuz und der Rote Halbmond  aus Genf und Berlin und

 

natürlich die Ehrenamtlichen, hauptamtlichen Mitarbeiter, der Landesausschuss, das Präsidium des Saarländischen Roten Kreuz

 

und ich persönlich der Musaab in den Tagen der Flüchtlingsaufnahme in Lebach in einem selbstlosen Einsatz immer motiviert und hilfsbereit erleben durfte.

 

Musaab Al-Tuwaijari

 

geboren am 1.6.1987 im Irak, wurde gerade mal 30 Jahre alt.

 

Sein eigenes Zuhause ist der Irak, doch weil er dorthin nicht zurück konnte wurde ihm das Saarland zu seiner  zweiten Heimat.

„ Die Saarländer sind besonders entspannt“

 

Nach dem er zuvor ehrenamtlich für das Deutsche Rote Kreuz gearbeitet hatte, arbeitete er seit 2014 bei uns, seit 2016 im psychosozialen Zentrum des DRK Landesverbandes im  Team HOPE in Burbach

 

Aktuellen Aufgaben

-       Vermittlungshilfe vor Ort

-       Aufbau eines Netzwerkes und die Bewältigung von Angststörungen, Traumata und Kulturschocks

-       Einzelberatung

-       Sozialarbeiterische Tätigkeiten

-       Gruppenarbeit

 

Mit unserer Arbeit sprechen wir die Zuwanderer ebenso an wie die, die helfen ihnen auf dem  Weg in unserem  Land 

 

Musaab war in unserem Team in Burbach und Lebach für vieles zuständig nichts war ihm zu viel.

 

Neben seiner Arbeit für das Deutsche Rote Kreuz studierte der Psychologe mit Bachelor Abschluss im Masterstudium an der Universität des Saarlandes.

 

Die vielen Mitglieder der Universität des Saarlandes heute mittag zeigen, die tiefe Betroffenheit, aber auch seine Beliebtheit.

 

Er war wie mir Frau Pallien bestätigte ein fröhlicher, freundlicher Kollege mit viel guter Laune. Dabei sehr professionell in der Arbeit mit Klienten.

 

Neben der professionellen Arbeit beim Roten Kreuz gab es noch die künstlerische Seite

 

Kerstin Krämer schrieb für die Saarbrücker Zeitung 2016:

 

Ich bin im Krieg geboren und aufgewachsen, geboren 1987 Baquba im Irak und mit Bomben und Wirtschaftsembargo groß geworden.

„Aber er konnte dem Krieg auch komische Seiten abgewinnen - als absurd empfand er es, dass man die angreifenden Flugzeuge meist früher hörte als den Alarm.“

 

 

Die Lebensgeschichte seines Freundes Mohammed Majid Milhim  nahm er 2014 zum Anlaß, sich mit einem Expose bei der Theaterwerkstatt für Autoren mit Migrationshintergrund am Westfälischen Landestheater in Castrop-Rauxel zu bewerben. Als einer der drei Finalisten erhielt Al-Tuwaijahri professionelle Unterstützung bei der Vollendung des Stückes“ 

 

Das Theaterstück mit Freunden entwickelt „Ausgangssperre“aufgeführt im Theater im Viertel  verarbeitet eigene Erfahrungen und die von Freunden, ein Stück seinem Naturell entsprechend,  sowohl mit komischen  aber auch  absurde Szenen.

Ein weiteres Werk von ihm für die Autorenwerkstatt des Maxim Gorki Theaters in Berlin „Ungewiss“ thematisiert Vermisste in Kriegsgebieten und der familiäre Umgang damit.

 

Er wollte Menschen helfen,

im Beruf aber auch als Künstler, Menschen helfen  im Leben, die wie er seine Heimat verlassen mussten und wohl immer wieder Sehnsucht nach Ihrer Heimat haben.

 

Jeder von uns,

die ihm ganz nah standen, wie auch die die ihn weniger kannten, können es nicht fassen.

Ein junges Leben ist nicht mehr.

Unsere Gedanken sind ganz besonders bei seiner Familie.

Wir wünschen Ihnen alle Kraft, die notwendig ist.

 

Ganz besonders fühlen wir uns seiner Frau und dem werdenden Kind verbunden.

Das Deutsche Rote Kreuz richtet noch heute ein Spendekonto für sie und ihr noch nicht geborenes Kind ein.

 

Ich denke, aber auch an die Mitarbeiter unserer Beratungsstelle, die schweres erlebt haben und für die wir uns über die Maßen verantwortlich sehen.

 

In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind viele hauptamtliche und ehrenamtliche der weltweiten Rot Kreuz Bewegung ums Leben gekommen.

Meistens ins fernen Ländern.

 

Nun mitten in Saarbrücken.

Ich hoffe sehr, das uns allen das Prinzip der Menschlichkeit dieser weltweiten Bewegung, die nichts an Bedeutung verloren hat, Kraft gibt.

 

und die Erinnerung an Musaab Sadeq Khaleel Al-Tuwaijari

12. Juni 2017 13:56 Uhr. Alter: 7 Jahre